Interview mit Birgit Frohn über Entgiften mit Ayurveda

Birgit Frohn. Foto: Dirk Bielenberg

Birgit Frohn. Foto: Dirk Bielenberg

Das Wissen vom guten Leben

Die Diplom-Biologin und Medizinjournalistin Birgit Frohn hat in ihrem Taschenbuch „Reinigen und Entgiften mit Ayurveda“ wertvolle Reinigungskuren, Massagen und Ölbehandlungen, heilsame Meditations- und Yogaübungen sowie praktische Tipps für eine typgerechte Ernährung zusammengestellt, die sich allesamt leicht im Alltag umsetzen lassen: „Im Gegensatz zu unserer westlichen Schulmedizin sieht der Ayurveda den Menschen ganzheitlich, mit all dem, was ihn umgibt. So fließen in Diagnose und Behandlung immer auch die persönlichen Lebensumstände mit ein, auch Klima und Ernährung werden berücksichtigt. Im Zuge der Panchakarma-Anwendungen wird der Körper von Schlacken und Giftstoffen befreit, die Selbstheilungskräfte werden angeregt und das Nerven- und Hormonsystem harmonisiert. Damit unterstützt der Ayurveda Gesundheit und Wohlbefinden von Körper, Geist und Seele.“

Seit vielen Jahren ist Ayurveda auf dem Markt der medizinischen Alternativen etabliert. Worin sehen Sie die Gründe für den Erfolg dieser alten Heiltradition?

Frohn: Ayurveda gibt Antworten auf viele Fragen, die uns die moderne Schulmedizin noch schuldig ist. So können damit eine ganze Reihe von Beschwerden erfolgreich behandelt werden, wo andere Therapien an ihre Grenzen stoßen.

Was ist das Besondere an dieser Heillehre, die auch als „Wissen vom guten Leben“ bezeichnet wird?

Frohn: Das Besondere ist sicherlich das ganzheitliche Konzept von Ayurveda. Es sieht den Menschen und seine Beschwerden nie isoliert, sondern stets im Gesamtzusammenhang mit all dem, was ihn umgibt und beeinflusst. Entsprechend werden bei Diagnose und Behandlung unter anderem auch immer die persönlichen Lebensumstände, das Klima und vor allem die Ernährung mit berücksichtigt. Und entsprechend gibt Ayurveda nicht nur für kranke, sondern auch für gesunde Tage wertvolle Anregungen.

Eine der wichtigsten Säulen des Ayurveda ist die Reinigung und Entgiftung. Was genau ist darunter zu verstehen und wie wirken sich die entsprechenden Anwendungen auf den Organismus aus?

Frohn: Die Reinigungs- und Entgiftungsbehandlungen des Ayurveda erfolgen im Zuge des Panchakarma, zu Deutsch: die fünf Handlungen. Dabei handelt es sich um ein fein aufeinander abgestimmtes System von Anwendungen, die umfassende Wirkungen auf Körper, Geist und Seele haben. Sie dienen der intensiven Entschlackung und dem Abbau schädlicher Rückstände und Schlackenstoffe in den Körpergeweben und Organen. Weiterhin erhöhen sie die Aktivität des Immunsystems, regen die körpereigenen Selbstheilungskräfte an und harmonisieren das Nerven- und Hormonsystem. Zugleich werden die Doshas, d.h. unsere Bioenergien, nachhaltig ausgeglichen.

Ayurveda dient nicht nur der Heilung, sondern auch und vor allem der Vorbeugung. Wie lassen sich entsprechende Maßnahmen im täglichen Leben umsetzen?

Frohn: Indem man die Empfehlungen berücksichtigt, die Ayurveda beispielsweise für die Ernährung gemäß der eigenen Konstitution und der Jahreszeit sowie für die Biorhythmen gibt, die wir im Laufe eines Tages durchleben. Das Gleiche gilt für die tägliche Pflege unseres Körpers – auch hierzu hält Ayurveda tolle Tipps bereit.

Sie verstehen die ayurvedische Medizin als wirksame Ergänzung zur modernen Schulmedizin. Wo liegen hier die wesentlichen Möglichkeiten und welche Erfolge lassen sich nachweisen?

Frohn: Das Potenzial der ayurvedischen Medizin liegt insbesondere in der erfolgreichen Behandlung chronischer und psychosomatischer Beschwerden. Gerade bei Letzteren bietet die Schulmedizin mit der Fokussierung auf das Kurieren einzelner Symptome oftmals nicht die richtigen Ansätze. Nachweise im wissenschaftlichen Sinn gibt es leider noch nicht; bisher existieren keine Studien über die Effizienz des Ayurveda im Vergleich zur Schulmedizin.

Das Gleichgewicht der drei Doshas und die Beachtung der individuellen Konstitution sind wesentliche Voraussetzungen für Gesundheit. Wie kann man feststellen, welchen Konstitutionstyp man hat?

Frohn: Das lässt sich anhand typischer Merkmale und Erscheinungen der einzelnen Typen gut abfragen und analysieren. Auch in meinem Buch ist ein solcher Test enthalten: Hier werden die typischen Charakteristika der Doshas erläutert und jeder Leser kann sich entsprechend einordnen.

Die ayurvedischen Behandlungen richten sich nicht nach einem Symptom, sondern haben immer den ganzen Menschen im Blick. Für welche Beschwerden sind diese Heilmethoden besonders zu empfehlen?

Frohn: Wie bereits angeklungen, vor allem für psychosomatische, oft auch chronische Beschwerden, für stressbedingte Probleme und zudem für funktionelle Störungen, wie etwa ein Reizmagen, sowie für Stoffwechselerkrankungen.

Welche Rolle spielt die Ernährung im ayurvedischen Therapiekanon und wie lassen sich die entsprechenden Empfehlungen in unserem Alltag anwenden?

Frohn: Unserer Ernährung misst Ayurveda eine zentrale Bedeutung zur Erhaltung und Wiederherstellung der Gesundheit bei. Nicht umsonst gibt es bei den Behandlungen immer auch diätetische Maßnahmen. Bei der täglichen Zusammenstellung des Speiseplans sollte man allem voran berücksichtigen, was für den eigenen Konstitutionstyp bekömmlich ist und was nicht. Zudem ist auch der Einsatz von bestimmten Gewürzen sowie von Rasayana wie Ghee oder Honig sehr hilfreich.

Frohn, Birgit
Reinigen und Entgiften mit Ayurveda
– Reinigungskuren, Massagen und Ölbehandlungen

– Atem-, Mediations- und Yogaübungen
– Typgerechte Ernährung
1. Aufl. 2014, Taschenbuch, 245 S., 9,95 €

Über Oliver Bartsch
Online-Journalist, Multimediaentwickler, Fachjournalist mit Schwerpunkt Psychologie, Komplementärmedizin, alternative Wohn- und Arbeitsformen, regenerative Energien, Klimawandel, Spiritualität. Gestalttherapeut

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Oliver Bartsch

Online-Redakteur, Fachjournalist

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